Freitag, 7. Dezember 2012

Church Retreat

Hallo ihr Lieben,

dieses Wochenende war ich auf einem Wochenendtrip mit meiner Kirche, die sich mit anderen Kirchen aus der Region zusammengeschlossen hat. Dazu gibt es ein wenig zu erklären. Meine Gastfamilie geht in die Church of Christ, einige von euch haben bestimmt schon mal davon gehört. Ich habe dazu recherchiert und oft wird beschrieben, dass diese Glaubensgemeinschaft 'sektenartig' sei. Dazu kann ich nur so viel sagen, dass die Kirche in die ich gehe, teilweise ganz andere Merkmale als im Internet beschrieben, hat. Sie haben oft andere Vorstellungen, als die evangelische Kirche in die ich in Deutschland gehe und ich stimme nicht mit allem über ein. Alle Leute in der Kirche sind  sehr nett und pflegen ein gutes Verhältnis zu einander. Was mich am meisten fasziniert das das gemeinsame singen, jeder traut sich mitzusingen, die Lieder sind allen bekannt und es ist ein tolles Gemeinschaftsgefühl, mehr dazu später. Und unabhängig davon was das genau für eine Art von Kirche ist, sie ist ein wichtiger Teil meines Soziallebens und ich gehe gerne dort hin.

Am Samstag Morgen um 8.00 Uhr standen wir alle auf dem Parkplatz der Kirche, Gepäck schon auf die drei Kleinbusse aufgeteilt, Sitzplätze im Bus gesichert und haben uns im Kreis aufgestellt um noch einmal vor der Fahrt gemeinsam zu beten. Die Busfahrt war ganz passabel und Sam und ich haben uns die meiste Zeit über unterhalten. Später hat Anna dann Musik so laut es ging angemacht und wir haben alle dazu gegrölt. Nach etwa einer 2-stündigen Fahrt kamen wir am Zielort an: Forest Glen Camps in Huntsville, TX.



Handys und jegliche elektronischen Geräte waren verboten. Als man den Bus verlassen hat, musste man sie abgeben. Meine Gastmutter wollte, dass Sam und ich unsere Sachen von vorne rein daheim lassen, was für uns dann bedeutet hat, dass unser Busfahrer uns das nicht abgekauft hat und wir ewig warten mussten. Die Zimmer waren in großen Holzhütten, die eher Häusern ähnelten. Letztendlich haben wir ein gutes Zimmer ergattert. In unserem Zimmer waren zwei Hochbetten und das eine hatte unten eine Matratze wo zwei Leute drauf schlafen konnten, da haben Sam und ich drauf geschlafen. Auf den anderen Betten haben Anna, Laura und Emma geschlafen. Caitlin  hat sich mit drei älteren Mädchen aus unserer Kirche das Nachbarzimmer geteilt.

Nachdem wir unsere Betten bezogen hatten, sind wir in die große "Hütte" gegangen zum Gruppensaal. Nachdem alle eingetrudelt waren (ca. 200 Jugendliche + helfende Eltern + Jugendpfarrer ...) wurden alle Erwachsenen rausgeschickt und ein Junge sollte auf der Bühne den Gesang leiten. Die Lieder, die wir gesungen haben machen alle Spaß zu singen (ich kannte sie zwar alle nicht, aber egal) und sind ein wichtiger Bestandteil der Lobpreisung Gottes. Im Laufe der Zeit wurden die Erwachsenen wieder reingelassen und dann kamen unerwartet "Soldaten" aus der Zukunft (die verkleideten Pfarrer) herein marschiert. Wir kamen also in eine Zeit, in der Religion nur eine therapeutische Maßnahme ist. Für Gott zu beten, zu singen, einen Gottesdienst zu halten, ist verboten. Alle die dies nicht befolgen, kommen ins "Gefängnis".

Anfangs war das ganze sehr lustig und alle haben noch ganz schön rumgealbert, aber als wir dann am Abend. Heimlich zwei Treffen mit jeweils 100 Leuten in der Dunkelheit organisieren sollten, änderte sich die Situation  ziemlich drastisch. In Kleingruppen mit Taschenlampen bewaffnet sind wir durch den Wald geschlichen um zu unserem Treffpunkt zu kommen. Gemeinsam haben wir einen kleinen Gottesdienst abgehalten, wie erwartet kamen Soldaten und haben einige aus der Gruppe ins Gefängnis gebracht. Trotzdem sind alle stehen geblieben und haben die angefangenen Lieder weiter gesungen. Als dann unser Gruppenleiter Shawn von den Soldaten mit dem Bauch auf den Boden und dem Gesicht im Matsch gedrängt wurde, haben plötzliche alle Jugendlichen mitgemacht. Es war ein unglaublich bewegender Moment, auch wenn wir alle wussten, dass es nicht echt war. Ca. 100 Leute auf dem Boden liegend in der finsteren Nacht vom Sternenhimmel überwacht.

Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und unsere Freizeit zwischen Gottesdienst und co. haben wir mit Gaga-Ball, Fußball, Football, Basketball, Frisbee, Kanu fahren und jeglichen anderen Aktivitäten verbracht. Ich habe durch das Wochenende, die Leute aus der Kirche besser kennengelernt und vieles dazu gelernt. Es hat sich also definitiv gelohnt!

Meine Gastschwester Sam und ich

Am Gaga-Ball Feld :) von rechts nach links: Anna, Sam, Caitlin und ich

Das Englisch kommt mir jetzt einfacher von den Lippen als das Deutsch und irgendwie ist es komisch sich wieder ins Deutsche zu versetzen, so komisch das vielleicht klingen mag. Die Weihnachtszeit bricht schon an und ich vermisse meinen Adventskalender und einen Adventskranz. Viele Vorgärten sind schon geschmückt und bald werden wir auch das Haus dekorieren. Auch wenn ich es immer wieder sage, die Zeit vergeht wie im Flug. Ich habe letztens eine E-Mail bekommen von YFU und die Abflugtermine sind Mitte/ Ende Juni.

Ich wünsche euch ein besinnliche Weihnachtszeit und wie ich gesehen und gehört habe, gibt es bei euch schon Schnee. Hier sind es teilweise noch um die 27 Grad.

Schneelose Grüße aus Texas
Sandra

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